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Unsicherheit – Der stärkste Energiekiller der Arbeitswelt

UNSICHERHEIT VERSTEHEN & REDUZIEREN

Bei Human Gravity werden wir oft gefragt: „Ihr analysiert ständig die Dinge, die Energie in Teams rauben. Was ist denn nun der größte Energiekiller?“ 

Das lässt sich tatsächlich leicht beantworten. Die Unsicherheit ist im Durchschnitt das, was die Menschen am meisten Kraft kostet – allerdings nicht nur in der Arbeitswelt. Unsicherheit kann praktisch jeden in die Knie zwingen, egal, wie stark jemand ist. Dieser Beitrag behandelt folgende Fragen:

  • Was geht bei Unsicherheit in unserem Gehirn vor?
  • Was sind die häufigsten und manchmal unbekannten Quellen im Arbeitsalltag?
  • Wie können wir besser damit umgehen?

Unsicherheit und was sie mit unserem Gehirn anstellt

Unsicherheit ist nicht per se negativ. Sie ist im Grunde etwas Alltägliches für unseren Denkapparat. 
Um in unser Bewusstsein vorzudringen, muss eine gedankliche Situation Folgendes mitbringen:

  • Themen, die für uns besonders wichtig sind, also große Chancen oder große Bedrohungen
  • Themen, bei denen es nicht klar ist, wie wir damit umgehen sollen


Genau hier liegt der Haupt-Job des Bewusstseins. Es soll uns helfen, unseren eigenen Weg zu gehen, so gut wie irgend möglich. Dafür gilt es herauszufinden, wo wir überhaupt hinwollen. Haben wir unsere Ziele gefunden, dann gilt es auf dem Weg dorthin Probleme zu bewältigen und Chancen zu nutzen, und DAS bitte auch noch so effektiv und effizient wie möglich.

Fehlende Klarheit + möglicher großer Einfluss auf uns =  Willkommen im Bewusstsein

Unser Bewusstsein ist quasi für die Begegnung mit wichtigen Unsicherheiten gemacht.
Ohne diese Herausforderungen, wäre unser Bewusstsein kaum so stark ausgeprägt.
Doch wie immer macht auch hier die Dosis das Gift. 

  • Was soll ich nur machen? 
  • Was geschieht, wenn ich versage? 
  • Was denken die anderen von mir?“


Unklarheit
bei diesen Fragen sind die Grundlage für Unsicherheit. Je schlechter die Orientierungsmöglichkeit und je größer die mögliche persönliche negative Auswirkung einer mangelhaften Entscheidung, umso größer ist die empfundene Unsicherheit und umso größer ist auch der empfundene Stress.

Wenn wir verliebt sind und nicht sicher sind, ob die andere Person uns ebenfalls mag und zudem auch noch unsicher sind, wie wir uns verhalten sollen – puh, dann ist das der Bewusstseins-Jackpot. Im Gehirn entsteht ein neuronales Feuerwerk, wir können uns kaum auf etwas anderes konzentrieren, liegen Nachts wach, usw. Solche Themen erzeugen ein massives Gravitationsfeld für unser Bewusstsein. Ähnlich stark beanspruchen besonders irritierende, verstörende oder gar verletzende Ereignisse unser Inneres.

Unterschiedliche Persönlichkeiten neigen in unterschiedlichen Situationen zu Unsicherheit. Dadurch entsteht unweigerlich Belastung. Tätigkeiten, die zu unseren Eignungen und Fähigkeiten passen, führen entsprechend zu weniger Unsicherheit, zu geringerer Belastung und damit auch zu weniger Energieverlust. Je unpassender Sie als Führungskraft eine Person einsetzen und führen, umso stärker wird die Unsicherheit rein aus der Arbeitssituation heraus. Hierbei geht es oft nicht um Fachliches, sondern um die persönlichen Eigenheiten, die berücksichtigt werden müssen. Eine latente, andauernde Unsicherheit ist der perfekte Nährboden für Fluktuationsgedanken und Krankheit. Es braucht dann oft nur wenig Anlass, damit die Flucht angetreten und der „Exit“ gewählt wird.

Wie steht er/sie zu mir?

Zusätzlich zu unpassenden Aufgaben oder Arbeitsweisen kommen oft noch Unsicherheiten hinsichtlich der Beziehung zu KollegInnen oder der FK ins Spiel. Fast immer fangen hier Probleme mit Missverständnissen an, die wir in unserem Kopf zu einem prächtigen Drama weiterentwickeln.

  • Warum hat er das gestern zu mir gesagt?
  • Warum hat sie mich nicht um Hilfe gebeten, wenn ich eh da war? 
  • Jetzt hat sie mich schon zweimal nicht gegrüßt. Was soll das?
  •  

Wir alle kennen diese Gedanken. In Situationen von Unsicherheit können wir uns teilweise auf Grund kleinster Ereignisse sehr rasch in wilde Spekulationen vergaloppieren. 

Dieses gedankliche Vergaloppieren ist immer ein Symptom von Unsicherheit, weil uns eben Informationen fehlen und uns die Sache emotional mitnimmt. In Österreich sagt man dazu: „Das Radl rennt im Dreck!“

Genauso entstehen Verschwörungstheorien immer dann, wenn nicht ausreichend und glaubhaft informiert wird. Wenn wir etwas nicht verstehen, füllen wir den Rest mit unserer Phantasie. Für Führung sind deshalb Glaubwürdigkeit und klare Kommunikation zentrale Assets.

Jenen Unsicherheiten, die sich im beruflichen Alltag besonders stark zeigen, wollen wir hier ein wenig mehr Aufmerksamkeit schenken. Begegnet man diesen mit Erfolg, sind eine höhere Leistungsmotivation, Mitarbeiterzufriedenheit und Loyalität garantierte Früchte, die geerntet werden können.

Energiekiller 1: Entscheidungsunsicherheit

Entscheidungen sind nicht immer leicht – selbst die banalsten können schwer fallen. Bestellen wir heute das Schnitzerl oder den Salat? Wir sind nicht ganz sicher, hören in uns hinein, checken Blutzucker, Magendehnung, unsere moralischen Werte, usw. Je ausgewogener die Entscheidungsmöglichkeiten, umso schwerer ist es für uns. Je nachdem, welches Argument wir gerade bewusst abwiegen, tendieren wir mal zum einen und dann wieder zum anderen. Viele von uns haben manchmal das Gefühl, ein wenig „bekloppt“ zu sein, wenn wir uns in Bezug auf ganz banale Dinge nicht leicht entscheiden können. 

Die Ausgewogenheit der Alternativen spielt bei der Entscheidungs-Unsicherheit eine große Rolle. Je ausgewogener, umso stressiger. Vielleicht kennen Sie das philosophische Dilemma des hungrigen Esels, der zwischen zwei exakt gleichen Heuhaufen steht. Da die Heuhaufen exakt gleich sind, haben sie auch die gleiche Anziehungskraft und damit kann sich der Esel nicht entscheiden – und verhungert.

Unsicherheit als Persönlichkeitsfrage?

Es gibt enorme Unterschiede, was die Entscheidungs-Leichtigkeit bei Menschen angeht. Manche Menschen haben einen starken inneren Drang sich abzusichern, tendieren zum Perfektionismus und wollen immer die bestmögliche Entscheidung treffen. Auf der anderen Seite gibt es Leute, die gerne aus der Hüfte schießen und improvisieren, wenn der Schuss das falsche Ziel traf. Sie agieren nach dem Motto: „Schauen wir mal, dann sehen wir´s schon.“ 

Für die Führung und den richtigen Einsatz von Menschen ist die Kenntnis dieser Eigenheiten von gewaltiger Bedeutung. Den Hasardeur würden wir wohl lieber nicht die Endabnahme bei einem Atomreaktor machen lassen. Perfektionisten sähe ich persönlich da schon lieber. Allerdings gibt es viele Jobs, in denen auch ohne vollständige Information schnelle Entscheidungen getroffen werden müssen. Da schneiden Leute deutlich besser ab, die nicht perfektionistisch veranlagt sind. Passgenauer Einsatz erhöht die Leistungsfähigkeit genauso massiv, wie es die Belastung für Mitarbeitende reduziert.

Je weniger valide Informationen wir zur Verfügung  haben, umso schwerer fällt es uns Entscheidungen zu treffen. Ein großes Problem der heutigen Zeit ist die Willkürlichkeit, mit der Meinungen und Behauptungen als Fakten dargestellt werden. Es sagt jemand: „Ich habe da einmal eine Studie gelesen, laut der…“ – und schon wird die Behauptung ein Faktum. Dieser banale Kunstgriff der Rhetorik ist leider extrem weit verbreitet.

Wenn sich die Informationen ständig verändern, nicht belastbar und unglaubwürdig sind und wir aber unsere Meinung oder Entscheidung darauf aufbauen müssen, dann ist das für unser Gehirn extrem stressig – als versuchten wir ein Haus statt auf Beton auf Sand oder Schlamm zu bauen. 

! Tipp: Seien Sie bitte sehr gewissenhaft im Umgang mit Informationen. 

Wir müssen nicht zu allem immer sofort eine Meinung haben. Menschen, die belastbare und stabile Meinungen haben und deren Informationen halten, lösen kaum unnötigen Stress aus und sind damit in der Zusammenarbeit und Führung ungleich stärker, angenehmer und erfolgreicher.

Energiekiller 2: Erwartungsunsicherheit

Wenn Sie als Führungskraft etwas ankündigen, dann ist es wichtig, dass Sie konkrete Zeitpunkte nennen, wann die Information kommt. „Ich werde demnächst die Urlaubseinteilung machen.“ oder „Ich gebe bald bekannt, was die Umstrukturierungen für unsere Abteilung bedeuten.“ Dieses demnächst und bald bedeutet für jeden etwas anderes. Für Sie als Führungskraft bedeutet es „bis Ende nächster Woche“. Für Susi S. bedeutet demnächst „im Laufe des heutigen Tages“. 

Das klingt jetzt nicht weiter schlimm. Doch was geschieht, wenn unsere innere Frist abgelaufen ist? Susi hat eine innere Erwartung, die sich im Laufe des Nachmittags steigert. „Jetzt kommt es gleich.“ Doch Sie sind in Ihrem Büro oder unterwegs und es kommt nichts. Sobald der Zeitpunkt der Erwartung überschritten ist, beginnen Susi sich zu fragen. „Warum hat sie es uns nicht gesagt? Was ist da los? Irgendetwas Unerwartetes muss passiert sein!“ 

In aller Regel liefert unsere Phantasie dann gleich ein paar negative Annahmen und wir fangen an uns Sorgen zu machen. 

! Tipp: : Geben Sie der Phantasie keinen Raum.

Gerade, wenn es Situationen sind, die für Ihre Leute negativ sein können, provozieren Sie mit einem solchen Phantasie-Raum störende Gedanken. Das belastet die Menschen unnötig. Wie viel Zeit haben wir in unserem Leben schon damit verbracht uns Sorgen zu machen und Lösungen für Probleme zu sichten, die nie eingetroffen sind? Unser Phantasie kann mächtige Bedrohungen erschaffen und da für unser Gehirn kaum ein Unterschied zwischen „Realität“ und Imagination besteht, wirken sich solche erdachten „Monster“ stark auf unser Innenleben aus.

! Tipp: Machen Sie immer klare Angaben, wann Sie etwas verkünden. 

Natürlich lieber mit etwas Sicherheitspuffer, damit der Termin dann gehalten werden kann. Je besser Sie die Erwartungen Ihres Umfelds mitdenken und beachten, umso stärker und positiver werden Sie wahrgenommen. Bedenken Sie immer:

Unzufriedenheit ist immer nur enttäuschte Erwartung!

Energiekiller 3: Das Unsicherheits-Rauschen

Wenn bei uns im Leben alles ganz gut passt, fällt es eher leicht, dass wir uns auf jene Dinge konzentrieren, mit denen wir gerade befasst sind. Unsere Gedanken driften nicht weg. Dieses Wegdriften ist ja “nur” der Versuch unseres Gehirns, seine Aktivität auf jene Themen zu lenken, die uns gerade am meisten beschäftigen. Blöd wird es dann, wenn das Gehirn versucht, den Fokus gleichzeitig in verschiedene Richtungen zu ziehen. 

Unser Bewusstsein ist DER Lösungsmechanismus und bewegt sich zu jenen Themen hin, die gerade am meisten Bedeutung/Emotion haben und die noch Unklarheiten aufweisen. Je mehr bedeutsame, ungeklärte Themen wir im Kopf haben, umso mehr neuronale Bereiche ziehen Aufmerksamkeit auf sich. Damit zerreißt es regelrecht die gesamte Energie, die wir zur Verfügung haben. Wir sind „zerstreut“, können uns kaum konzentrieren und  keine große Aufmerksamkeit mehr auf eine Stelle bündeln. Unser Denken wird fahrig und schwach.

Wir reden dann von „zu vielen Baustellen“, die wir haben. Und wenn wir überall nur ein bisserl was bewegen, also hin und her springen, dann kommt keine Baustelle ordentlich voran. Das ist der Tod jeder geistigen Effizienz und die Geburt der permanenten inneren Unruhe und Unzufriedenheit. Dauert der Zustand zu lange, sinkt zudem das Selbstvertrauen, weil wir ja vermeintlich Nichts voranbringen und eine ganze Reihe weiterer negativer Entwicklungen starten gleich mit.

Jede Baustelle ist gedanklich mit potentiellen negativen Konsequenzen verbunden, oder anders gesagt, mit unseren eigenen  Annahmen davon.

  • Wenn ich in dem Projekt nicht gut performe, was denken dann die Leute von mir? 
  • Werde ich dann rausgeworfen? 
  • Was bedeutet das für meine Familie?

Das sind gewichtige Emotionen. Hier können sich erdrückende, dunkle Gedankenwolken aufbauen. Jede ungelöste Thematik aktiviert ständig sanft das neuronale Unlust-Zentrum und schüttet permanent Stress-Hormone aus. Dieser Vorgang hat wiederum mannigfaltige negative Auswirkungen auf Körper und Geist.

Wenn wir mehrere dieser Baustellen haben, dann wird es ein lautes Grundrauschen der Unsicherheit und Angst. Dieses negative Grundrauschen

  • bindet viel unserer Energie
  • wirkt beklemmend
  • kann uns innerlich blockieren und die sprichwörtliche die Luft abschnüren.

Unser Bewusstsein ist dann stark, wenn es sich ausreichend bündeln kann, wie bei einem Laser. Wir können lange mit einer Taschenlampe auf ein Stahlblech leuchten. Es wird rein gar nichts passieren. Bündeln wir hingegen ausreichend Licht, zerschneiden wir das Blech beinahe mühelos.

! Tipp: Am besten funktioniert hier, dass man sich die Baustellen eine nach der anderen genau ansieht und Pläne für deren ideale Abwicklung macht bzw. Hilfe sucht. Am schnellsten geht es, indem man sich die Pläne mit Stichworten und ein paar Linien, die den Ablauf skizzieren, in einer Art Mind-Map aufzeichnet. Wir sollten zudem überlegen, was wirklich realistische Konsequenzen sind. Dafür können kurze Gespräche mit der Führungskraft und Kollegen ausreichen. Sehr oft sind unsere negativen Erwartungen bei Weitem übertrieben.

Es ist direkt amüsant, dass wir scheinbar automatisch annehmen, dass andere negativ über uns denken könnten, da eben die anderen meist genauso damit beschäftigt sind, darüber zu grübeln, was die anderen über sie denken. 

! Tipp: Bitte denken Sie daran: Die meisten Menschen denken so gut wie gar nicht über jene Menschen nach, die nicht zu ihrem engsten Kreise gehören.

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